Mit kraftvollen Folk-Blues-Songs tritt Sydney Ward alias Sunny War gegen Behäbigkeit und Resignation im Trump-Amerika an. Hoffentlich wird sie gehört.
von Werner Herpell
Sie scheint Gegensatz-Wortspielereien zu mögen, diese Sydney Ward aka Sunny War. Das geht mit ihrem Moniker (wo bitte gibt’s einen sonnigen Krieg?) los, war auch schon beim Album-Titel „Anarchist Gospel“ (2023) zu spüren, und jetzt erst recht bei ihrer fünften Studioplatte „Armageddon In A Summer Dress“. Die große, alles zerstörende Katastrophe im Sommerkleidchen – auf so etwas muss man erstmal kommen.
„All die Schweine und die hohen Tiere…“
Vielleicht ist es ja beißender Polit-Sarkasmus, der Sunny War darauf gebracht hat. Denn die 1995 geborene
Singer-Songwriterin aus Tennessee ist eine Frau mit weit ausgefahrenen Antennen für das, was in ihrem Land und der Welt so vor sich geht. Ein Zitat aus „Walking Contradiction“, dem zentralen Track aus dem neuen Sunny-War-Album, der perfekt in diese Tage des Trump/Putin-Kuschel-Irrsinns passt: „Wir verkaufen Arbeit, wir verkaufen Stunden, verkaufen unsere Macht, verkaufen unsere Seelen/all die Schweine und die hohen Tiere haben Schaum vor dem Mund/schauen auf uns herab und lachen, als würden wir es nie kapieren.“
Besser kann man die höhnische Verächtlichkeit der alten, autoritären Männer, die derzeit die Welt unter sich sich aufteilen, kaum auf den Punkt bringen. Das Fazit folgt im Refrain des Protestsongs: „It’s simply users and abusers, us and them, pеace and war“. Wenn man sich fragt, ob es eigentlich noch eine US-Opposition gibt und was die gerade so macht angesichts der verheerenden Trump-Orkans, der über ihr Land hinwegfegt – „Armageddon In A Summer Dress…